×

S. Machura (Hrsg.): Law and war in popular culture

Beitrag als PDF-Version

Das Buch, dessen Beiträge den Zusammenhang von Recht und Krieg und seine allgemein verständliche Darstellung mit den Mitteln von Film und Fernsehen, der Literatur und der Musik in Opern wie Popmusik behandeln, könnte aktueller nicht sein. Wird doch in den Berichten über die Kriege in der Ukraine und im Gazastreifen das Völkerrecht permanent bemüht und seine Verletzungen gegeißelt. Das Recht hört in Kriegszeiten nicht auf, stellt Machura in seiner Einleitung fest. Die Geltung des Rechts und seine Verletzung kann sich auf die Legitimität des Krieges selbst, auf die Verletzung des Schutzes der Zivilbevölkerung oder auf den Schutz der Soldaten (z. B. in der Gefangenschaft) beziehen. Der Beitrag der amerikanischen Professorin Ann Ching greift die Gedanken anhand filmischer Darstellungen auf, weil nach ihrer Auffassung Kriegsfilme überdurchschnittlich große Fähigkeit hätten, die öffentliche Wahrnehmung zu beeinflussen. Schließlich hätten 16 Kriegsfilme den Oscar für den besten Film gewonnen.

Der erste der drei Teile des Buches widmet sich ausschließlich der filmischen Darstellung von Kriegsverbrechen und Militärgerichtsbarkeit. Kriegerische Handlungen können aber auch innerhalb eines Staates oder einer Gesellschaft ausbrechen, weswegen sich der zweite Teil dem Krieg und seiner Gerichtsbarkeit in gespaltenen Gesellschaften widmet. Hier ist der Bosnienkrieg mit dem Massaker von Srebrenica noch im öffentlichen Gedächtnis. Der dritte Teil behandelt die musikalische Verbindung zu Krieg, Kriegsverbrechen und Recht. Dazu ist die Oper das eindringlichste Instrument, tragische Ereignisse, die Existenz menschlichen Lebens betreffend, künstlerisch wie nachdenklich angemessen darzustellen. Machura und Cunningham spannen einen Bogen über vier Jahrhunderte. Dieser reicht von – auch tragischen – Heldenerzählungen wie Monteverdis Vertonung von Torquato Tasso über den Krieg in Opern des 18. und 19. Jahrhunderts, oft nur Hintergrund z. B. für eine Liebesgeschichte (Aida, Cosi fan tutte), um sich im 20. Jahrhundert mit den Tiefen der Tragödie in Konzentrationslagern auseinanderzusetzen (Mieczysław Weinberg: Die Passagierin). Insoweit spiegeln sie, auch mit einer Handlung in der Vergangenheit oder der Mythologie, die Gesellschaft in der Zeit der Komposition wider. Sie über die musikalische Ästhetik hinaus einem künftigen Publikum zugänglich zu machen, ist eine Frage der jeweiligen Inszenierung. In den 1970er-Jahren nimmt sich auch die Popmusik des Themas an. Mit dem Song Hiroshima der Rockband Wishful Thinking zur Erinnerung an den ersten Abwurf einer Atombombe hatte der Krieg in den Charts seinen Platz gefunden.

Der Sammelband stellt den Zusammenhang zweier Machtinstrumente – Krieg und Recht – dar, den Versuch des Rechts, auch eine scheinbar unkontrollierbare Gewalt zu regulieren und die Unbeteiligten (Nicht-Kombattanten) zu schützen, sowie die unterschiedlichen Methoden der Vermittlung durch populäre Kultur im Laufe der Jahrhunderte. Dabei sind Recht und seine Darstellung im Hinblick auf kriegerische Handlungen und ihre Legitimierung interpretations- und deutungsfähig; was dem einen eine Heldentat, ist dem anderen ein Verbrechen. Die populäre Kultur hat, ihrer Bezeichnung entsprechend, die Aufgabe, die Deutungshoheit in ihrer ganzen Ambivalenz einem größeren Kreis von Zuhörern und Zuschauern zugänglich und sichtbar zu machen. (hl)


Zitiervorschlag: Hasso Lieber, S. Machura (Hrsg.): Law and war in popular culture [Rezension], in: LAIKOS Journal Online 3 (2025) Ausg. 2, S. 74-75.

Über die Autoren

  • Geschäftsführender Gesellschafter PariJus gGmbH, Rechtsanwalt, Staatssekretär a. D., Generalsekretär European Network of Associations of Lay Judges, 1993 bis 2017 Vorsitzender Bundesverband ehrenamtlicher Richterinnen und Richter e. V., 1989 bis 2022, Heft 1 Redaktionsleitung „Richter ohne Robe“

    View all posts

Copyright © 2025 laikos.eu