H. Esch: Giftrausch
Hendrik Esch: Giftrausch. Kriminalroman. München: Goldmann 2020. 614 S. (Bd. 49068) ISBN 978-3-442-49068-4, € 10,00
Mit seinem Debütroman „Jagdtrieb“ hat der Autor – Strafverteidiger und Opferanwalt – die Serie um den jungen Rechtsanwalt Paul Colossa begonnen (RohR 2020, S. 38) und man durfte gespannt sein, wie sich der Protagonist weiterentwickelt. Ort des Geschehens im aktuellen Buch ist ein berühmtes Knaben-Musikgymnasium in der bayerischen Provinz. Colossa wird von einer renommierten Kanzlei das Mandat mit dem Auftrag übertragen, Gerüchte über das Internat aus der Welt zu schaffen, die Schüler würden mit leistungssteigernden Substanzen gedopt. Um den guten Ruf des Internats wiederherzustellen, hat er für ein üppiges Honorar einen Abschlussbericht über seine Ermittlungen innerhalb kurzer Zeit vorzulegen. Die Vertragsklausel, keine Nachforschungen über einen Jungen anzustellen, der wegen einer Überdosis im Koma liegen soll, macht ihn allerdings stutzig. Er ahnt, dass an der Sache etwas faul ist. Bei dem Jungen handelt es sich nämlich um den Sohn des Dirigenten Sir Rutland, dessen Frau die Direktorin des Internats ist. Bei seinen eigentlich verbotenen Recherchen muss Colossa vorsichtig vorgehen, weil ansonsten eine hohe Konventionalstrafe droht. Darüber hinaus diskreditiert ein lästiger Blogger die Musikschule und überzieht zunehmend auch den Anwalt mit seiner Schmutzkampagne.
Colossa sieht sich als „Feld-, Wald- und Wiesenanwalt“ und lässt uns an seinem Kanzlei-Alltag teilhaben. Seine menschlichen Schwächen und Missgeschicke machen ihn sympathisch, wenn er etwa unbedarft mit der schönen Direktorin anbandelt und in flagranti vom Maestro ertappt wird. Am Schluss sitzt Colossa in U-Haft und braucht selbst einen guten Anwalt. – Im nächsten Band wird unser Krimiheld aber sicher wieder auf freiem Fuß sein. (us)
Zitiervorschlag: Ursula Sens, H. Esch: Giftrausch [Rezension], in: LAIKOS Journal Online 1 (2023) Ausg. 1, S. 48.